(09.02.2023) Mit einem ehemaligen Tanzoffizier und einem Kölner Jecken lässt es sich im Augustinushaus gut Karneval feiern. Mit einem Lächeln auf den Lippen, aber auch etwas wehmütig, denken Karl-Heinz Giesen (81) und Klaus Dietrich (90) an die Karnevalsfeste ihrer Jugend zurück. Beide sind Vollblut-Jecken seit sie denken können und der Senioreneinrichtung Augustinushaus verbunden – Dietrich und Giesen besuchen zweimal wöchentlich die Tagespflege. Kurz vor den närrischen Tagen erinnern sie sich an die guten alten Karnevalszeiten zurück und berichten, wie sich der Kölner Karneval, aber auch jener in Dormagen verändert hat. „Bei den Sitzungen war keiner im Publikum verkleidet. Die Leute holten ihre feinsten Kleidungsstücke aus den Schränken und kamen in edler Abendgarderobe“, erinnert sich Karl-Heinz Giesen. Der gebürtige Kölner muss es wissen, denn er stand als Tanzoffizier selbst auf den berühmten Sartory-Bühnen. „Fröhlich ging es bei den Veranstaltungen dennoch zu. Zwar tanzten die Besucher nicht auf den Tischen – das gehört sich meiner Meinung auch nicht. Dafür konnte wirklich jeder die kölschen Lieder mitsingen“, sagt der 81-Jährige. Es sind diese Gefühle des Zusammenhaltes und der Geselligkeit, die ihm heute fehlen. „Es waren schöne Zeiten, als ich noch auf der Bühne stand“, sagt der Senior sehnsuchtsvoll. Im zarten Alter von 18 Jahren wurde er vom Verein Blau Weiß angeworben – der Vater eines Kameraden hatte ihn angesprochen. Tanzerfahrungen hatte Giesen bereits: Unter anderem wurde er als viertbester Rock ’n’ Roll Tänzer Kölns ausgezeichnet. „Ich war außerdem groß und hatte eine gute Figur. Die Rahmenbedingungen stimmten also“, sagt er selbstbewusst. Trainiert wurde einmal in der Woche, kurz vor den närrischen Tagen täglich. In den Hochphasen standen er und das Team jeden Tag bis zu fünfmal auf der Bühne. „Dabei war Alkohol tabu. Immerhin hatte ich eine Verantwortung, wenn ich die Mädchen in die Lüfte hob“, stellt Giesen klar. Einmal ist ihm das Undenkbare passiert, und er ist gleich zu Beginn einer Show von der hohen Bühne gefallen. Das hielt ihn aber nicht davon ab, den Auftritt durchzuziehen. „Glücklicherweise hatte ich das Fallen schon vorher geübt. Ich habe mich weggedreht und mich sofort wieder in Position gebracht“, lacht er. Es ist seiner Tanzkarriere zu verdanken, dass er die ganz Großen des Karnevals persönlich kennenlernen konnte: von Jupp Schmitz bis zu den Höhnern. Besonders gut erinnert er sich an den allerersten Auftritt der Bläck Föös. „Als sie die Bühne betraten, war alles totenstill. Wie sie angezogen waren – in lockeren Jeans und barfuß – das kannten wir nicht. Es war zu den damaligen Zeiten ein Schock, eine Katastrophe“, berichtet Giesen. Die Musik kam dennoch gut an, und der Rest ist Geschichte.
An die Hits aus alten Tagen erinnert sich auch Klaus Dietrich gut, der kein Karnevalsfest ausgelassen hat. Der gebürtige Kölner lebt seit langer Zeit in Dormagen und feierte deshalb viel und gern in der Dormagener Innenstadt. „Damals gab es die schönsten Feste in Wirtschaften, die es heute gar nicht mehr gibt: Beim Schnorrenberg, bei Paeffgen oder Meisen gegenüber von der Kirche St. Michael“, sagt Dietrich nachdenklich. Und auch er vermisst das volkstümliche Flair von früher. Trotz allem lassen sich beide Männer ihren Karneval nicht nehmen. Giesen wird, wie jedes Jahr, in der Kölner Altstadt feiern, Dietrich freut sich auf die Party im Dormagener Augustinushaus. Dort gibt es ein besonderes Programm, es wird viel geschunkelt und gesungen. „Unser Team gibt alles, um unseren Bewohnerinnen und Bewohnern ein schönes Fest zu bieten“, sagt Sozialpädagogin Birgit Linz-Radermacher. Vorab gibt es hohen Besuch von der Karnevalsgesellschaft Ahl Dormagener Junge mit ihren Tanzgruppen. Die beiden Senioren Karl-Heinz Giesen und Klaus Dietrich werden an Karneval jeweils mit rot-weißen Hüten und Westen auffallen – denn Verkleidung ist im Straßenkarneval seit jeher nicht nur erlaubt, sondern auch Pflicht.
84 Plätze im Seniorenpflegeheim
Haus Das St.-Augustinushaus ist ein Seniorenpflegehaus mit langer Tradition in Dormagen-Mitte.
Träger St.-Augustinus-Gruppe
Plätze 84 Plätze: 42 Einbett- und vier Zweibettzimmer, 34 der Plätze entfallen auf drei Hausgemeinschaften.
Jecke Senioren erzählen ihre Geschichten
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