Per Telefon aus der Einsamkeit
(11.08.2023) Die Kinder leben in einer anderen Stadt, der Ehepartner ist verstorben und die sozialen Kontakte aus dem Berufsalltag fehlen – Einsamkeit ist ein Thema, das Senioren immer häufiger trifft. Auch jetzt, wo die Pandemie offiziell vorbei ist und Abstand halten nicht mehr notwendig ist, haben ältere Menschen mit dem Alleinsein zu kämpfen. „Dagegen wollen wir etwas tun“, sagt Alina Penner, Sozialpädagogin im Johannes von Gott Haus. Eine Telefonhotline soll Betroffene aus ihrer Isolation holen.
„Es sind meist die Abendstunden, an denen ich mich allein fühle“, sagt Katharina G. Die 83-Jährige lebt allein in ihrer Wohnung in Neuss, ihr Ehemann ist vor zwei Jahren verstorben und ihr Sohn lebt weit entfernt. „Ich habe hier noch meine Tochter und Enkelkinder, aber die sind natürlich auch nicht jeden Tag hier“, sagt die gebürtige Xantenerin. Was Isolation wirklich bedeutet, merkte sie, als sie sich am Fuß verletzte und wochenlang ihre vier Wände nicht verlassen konnte. Als sie dann im April auch noch schwer an Corona erkrankte, konnte sie auch keinen Besuch mehr empfangen. „Das war eine unheimlich schwierige Zeit. Ich hätte die Telefonhotline gerne genutzt“, so die Seniorin.
Probleme, die die Sozialpädagogin Alina Penner kennt. Deshalb hat sie das Telefonangebot ins Leben gerufen. Jeden Montag und Donnerstag können ältere Menschen, die jemanden zum Reden brauchen, dort anrufen. Der Unterschied zur Telefonseelsorge: „Es geht nicht darum, akute seelische Notfälle zu behandeln. Bei uns können Senioren anrufen, um einfach mal zu erzählen. Sie können natürlich loswerden, was sie traurig macht oder beschäftigt. Genauso können sie aber auch fröhliche Erlebnisse teilen oder einfach in Erinnerungen schwelgen“, erklärt die 25-Jährige das Konzept.
Gemeinsam gegen die Einsamkeit – Ehrenamtliche sind immer willkommen
Das Angebot ist eine Erweiterung eines Konzepts, das Alina Penner bereits vor zwei Jahren ins Leben gerufen hat: das vom Land Nordrhein-Westfalen geförderte Projekt „Miteinander und nicht allein“. Ziel dabei ist es bis heute, Anwohnerinnen und Anwohner aus der Altersisolation zu holen. Dafür besucht Alina Penner die Betroffenen im „Quartier Meertal“ in ihren Wohnungen und Häusern, hört zu, ermittelt den Unterstützungsbedarf und erfüllt kleine Wünsche. Mittlerweile unterstützen sie dabei neun Ehrenamtler. Weitere Verstärkung ist willkommen: „Wir würden unsere Telefonhotline gerne an weiteren Tagen anbieten, gerne auch am Wochenende oder an Feiertagen. Deshalb freuen wir uns über einfühlsame Menschen, die helfen wollen“, sagt die Sozialpädagogin. Interessierte können sich per E-Mail bei Alina Penner melden.