Generationen im Gespräch: „Das Wunder von Bern“ bringt junge und alte Fußballfans zusammen

(04.07.2024) Der Traum vom EM-Pokal ist für die deutsche Fußballnationalmannschaft in diesem Jahr geplatzt. Den Fußballfans bleibt da nur, den verbleibenden europäischen Teams die Daumen zu drücken oder aber die Vorfreude auf das nächste große Turnier zu schüren – ob die deutsche Elf in zwei Jahren wohl Chancen auf den nächsten Weltmeistertitel hat? Vor 70 Jahren ist der deutschen Mannschaft die Sensation bereits gelungen und das Team errang im legendären Finale gegen Ungarn den Weltmeistertitel. Gunthart Scholz, damals 15 Jahre alt und heute Mieter des Betreuten Wohnens im  Haus St. Martinus, verfolgte die Sensation am 4. Juli 1954 live im Fernsehen. Nun weckte ein gemeinsamer Kinobesuch, den die Senioreneinrichtung der  St. Augustinus Gruppe mit dem  Pascal-Gymnasium im Rahmen einer UNESCO-Projektwoche organisiert hatte, Erinnerungen an dieses Erlebnis.

 

Sport als friedliche Auseinandersetzung

Ein ganzer Kinosaal war für die Seniorinnen und Senioren sowie die Schülerinnen und Schüler reserviert. Auf dem Programm stand der Film „Das Wunder von Bern“, der neben der Fußball-WM 1954 auch das Familienleben in der Nachkriegszeit thematisiert. „In der gemeinsamen Projektwoche mit dem Pascal-Gymnasium drehte sich alles um das Thema Frieden,“ erklärt Dirk Jansen, Leiter des Sozialen Dienstes im Haus St. Martinus. „Wir haben uns damit beschäftigt, wie Sport dazu beitragen kann, friedvoller miteinander umzugehen. Der Film bot eine gute Gelegenheit für den Austausch zwischen den Generationen.“

Gunthart Scholz und seine Frau Maria Scholz konnten das Finalspiel 1954 noch live verfolgen – Maria Scholz am Radio und ihr Mann sogar im Fernsehen. „Ich komme aus einer ländlichen Gegend im Ruhrpott,“ erzählt der fußballbegeisterte 85-Jährige. „In der Nachbarschaft wohnte ein Bergmann, der sich einen Fernseher leisten konnte. Alle versammelten sich in seinem Wohnzimmer, um das Spiel zu sehen. Wir waren etwa 20 Leute.“ Er weiß noch, dass sich unter dem besagten Wohnzimmer ein Kuhstall befand. „Dadurch war es im Haus immer schön warm, aber mit dem Geruch musste man halt leben“, schmunzelt Gunthart Scholz.

Die zehnjährige Lilli Küpper war 1954 natürlich noch nicht mit dabei. Umso spannender findet sie es, durch den Film und den Austausch mit den Seniorinnen und Senioren mehr über das Leben im vergangenen Jahrhundert zu erfahren: „Ich habe viel darüber gelernt, wie sich der Fußball verändert hat und was den Menschen damals wichtig war. Zum Beispiel gab es viele ehemalige Kriegsgefangene und die Menschen hatten nur kleine Fernsehbildschirme,“ berichtet die Fünftklässlerin. „Es ist spannend, wenn die ältere Generation erzählt, wie sie damals Fußball geschaut und die Geschichte selbst miterlebt hat.“

 

Das gegenseitige Interesse am Austausch ist groß

Auch das Ehepaar Scholz freut sich über den Kontakt mit Lilli und den anderen Schülerinnen und Schülern. „Es macht Spaß, sich mit den Kindern zu unterhalten. Sie hören sehr interessiert zu und stellen viele Fragen – zum Beispiel, ob es damals schon Farbfernsehen gab. Das hatten wir 1954 natürlich noch nicht,“ erzählt Gunthart Scholz. „Die Kooperation mit dem Pascal-Gymnasium ist für uns eine große Bereicherung.“

Dass diese Bereicherung auf Gegenseitigkeit beruht, bestätigt Philipp Janssen, Lehrer von Lilli: „Gerade bei diesem Projekt war das Interesse der Schülerinnen und Schüler riesig,“ berichtet er. „Es haben sich so viele angemeldet, dass wir auslosen mussten, wer teilnehmen darf.“