Über kaum einen anderen Beruf gibt es so viele Vorurteile wie in der Seniorenpflege: Schlechte Bezahlung, wenige Aufstiegsmöglichkeiten und ein angeblich eintöniger Alltag. „Dabei sind die meisten Behauptungen schlichtweg falsch“, wehrt sich Elke Bunjes. Stattdessen habe sich der Job in den vergangenen 20 Jahren stark gewandelt – viel medizinisches Know-how werde von den Fachkräften erwartet, die Gehälter seien identisch mit denen der Krankenpflege und die Entwicklungsmöglichkeiten vielfältig.
Das begeistert auch Jennifer Breitsprecher, die ihre Ausbildung zur Altenpflegerin fast abgeschlossen hat. „Meine Erwartungen wurden sogar übertroffen, sodass ich auf jeden Fall weiter in diesem Beruf arbeiten möchte“, sagt die 26-Jährige. Besonders gefällt ihr an ihrer Arbeit, dass der Mensch im Mittelpunkt steht. So wie ihr könnte es ab dem kommenden Jahr deutlich mehr Azubis gehen. Denn das neue Pflegeberufsgesetz sieht einen generalistischen Abschluss der aktuell drei Ausbildungszweige Altenpflege, Krankenpflege und Kinderkrankenpflege zum „Pflegefachmann“ oder zur „Pflegefachfrau“ vor. Und dafür sollen die Auszubildenden neben der praktischen Ausbildung in ihrer jeweiligen Einrichtung 400 Stunden in den jeweils anderen Häusern arbeiten.
Im Klartext: Die Azubis aus den Krankenhäusern bekommen auch ein detailreiches Bild von der Arbeit in einer Pflegeeinrichtung. „Das halten wir für sinnvoll. So lernen die angehenden Pfleger wichtige Kompetenzen, wie zum Beispiel den Umgang mit Demenzkranken. Denn auch in den Krankenhäusern werden die Patienten schließlich immer älter“, weiß Marco Schwens. Der theoretische Teil der Ausbildung wird vollständig vereinheitlicht und die Auszubildenden gemeinsam unterrichtet. „Durch diese Änderungen wird das medizinische Fachwissen in den Senioreneinrichtungen noch größer“, so Schwens. Zudem wird ein Wechsel vom Krankenhaus in eine Pflegeeinrichtung oder umgekehrt für die Pflegefachleute einfacher möglich.
Elke Bunjes hofft, dass das Stigma der Altenpflege mit dem neuen Gesetz verloren gehe und mehr junge Menschen erkennen, wie wertvoll und attraktiv die Arbeit in einer Senioreneinrichtung sein kann. „Das kommende Jahr wird sehr spannend. Wir blicken positiv in die Zukunft und hoffen, dass mehr Auszubildende unseren Beruf schätzen lernen“, so die Einrichtungsleiterin.